„Heißer Draht“ selbst gebaut

Für dieses Jahr haben wir uns vorgenommen, mal einen etwas ruhigeren Kindergeburtstag zu organisieren. Es muss nicht immer eine sportliche Aktivität sein. Oft waren unsere Kinder unterwegs in Softplay-Indoor-Spielplätzen, wo sie klatsch nass geschwitzt in großen Horden schreiend umher rannten, bis irgendwann jemand geweint hat. Gut, müde sind sie dann wenigstens am Abend 🙂

"Mal ganz klassisch Werkeln" war die Idee … und gleichzeitig auch ein Experiment. Können sich alle Kinder heute noch hinsetzen und konzentriert an etwas herumtüfteln? Macht ihnen etwas handwerkliches Spaß oder nicht?
JA! Wir müssen sagen, diese Hoffnung wurde sogar übertroffen. Gerade die Kinder, welche wir zuvor eher als wildere Gesellen kannten, waren wie ausgewechselt.

Das Projekt

Aber nun zum Projekt. Es sollte auf jeden Fall etwas spannendes sein. Stundenlang an einem Holzbrett herumzusägen, nur des Sägens wegen, ist nicht genug. Wir wollten, dass die Kinder alle etwas nach Hause mitnehmen können, was sie stolz zeigen können und was nicht nur als Staubfänger endet. So entscheiden wir uns, dass es ein Spiel sein sollte. Erst dachten wir über ein eigenes Brettspiel nach, doch dann entschieden wir uns für den Bau eines "heißen Drahts". Zugegeben, die ein oder anderen Eltern werden beim Thema Elektronik evtl. keine tiefgreifenden Erfahrungen haben. Aber eines sollte man wissen, selbst mit Erfahrung geht so etwas nicht aus dem stehgreif. Es kommt einzig auf die Vorbereitung an! Man unterschätzt, wie lange manche Dinge wirklich dauern – und vor allem, wenn fremde Kinder diese in wenigen Stunden tun sollen…

Einer der Hauptgründe, warum wir diesen Artikel veröffentlichen ist jener, dass bei uns in die Erarbeitung dieser "Vorbereitung" und die damit verbundenen Experimente wirklich sehr viel Zeit geflossen ist. Diese Arbeit möchten wir deshalb teilen – so kann sich jeder Leser Zeit sparen, denn wir liefern hier das Komplettpacket zur Vorbereitung. Das heißt natürlich nicht, dass man nicht den ein oder anderen Abend da reinstecken muss, aber Wert ist es das allemal.

Idee zum Ablauf

Die Kinder sollen 3 Bestandteile bauen:

  1. eine Grundplatte aus Holz, welche zur Montage der Schaltung dient
  2. der "heiße" Draht, welcher an beiden Enden in Holz-Stangen gesteckt wird und mit Diesen auf der Grundplatte fixiert ist.
  3. ein Kästchen aus Holz, welches als Deckel für die Schaltung dient und in Dieses die Schalter und LEDs eingelassen sind.

Wir haben uns entschieden, dass die Kinder das Kästchen mit Express-Leim zusammenkleben sollen. Im Nachhinein muss man sagen, dass der nicht so schnell getrocknet ist, wie beworben wurde. Evtl. macht es da mehr Sinn, stattdessen kleine schrauben zu verwenden. Auf jeden Fall aber der Tipp: die Platten für das Kästchen müssen exakt passend vorgeschnitten sein, denn für sowas ist während der Feier eigentlich keine Zeit.

Da wir dem Kleber Zeit zum trocken eingeräumt haben, war dies die erste Aktion, die jedes Kind machen sollte. Ansonsten haben wir das handwerkliche eher so aufgeteilt, dass wir in unserer Garage mehrere "Stationen" eigerichtet haben. So konnten die Kinder durchrotieren, denn natürlich hatten wir nicht für jedes Kind eigenes Werkzeug. Unsere Stationen (mit je einem erwachsenen Betreuer) waren:

  1. Die "Biegestation": hier konnte der Draht eingespannt und individuell gebogen werden (Material: Haltebrett mit 2 vorgebohrten Löchern + Zange)

  2. Die "Bohrstation": hier wurden die Löcher für Schalter, LEDs und die Haltestangen gebohrt (Material: Standbohrmaschine, Schutzbrille, 3mm+5mm+6mm Bohrer, 15mm+16mm Forstner-Bohrer)

  3. Die "Klebestation": hier wurden wie oben beschrieben die Kästchen gebaut (Material: Holzleim, Winkel, Zwingen)

  4. Die "Sägestation": hier wurden die 2 Haltestäbe (je 10cm) für den Draht + der Stab (10cm), welcher in die Hand genommen wird abgesägt (Material: Meter, Bleistift, kleine Handsäge, Schraubstock)

  5. Die "Elektrostation": hier wurde die Schaltung auf die Grundplatte montiert und alles zusammengesetzt

  6. Die "Verzierstation": hier wurde am Ende alles individualisiert (Material: bunte Filzstifte und viele viele Sticker)

Vorbereitung fürs Werkeln

Folgendes Material muss PRO KIND vorbereitet werden:

  • Holzstange: Rund, 30cm lang, 15mm Dick (gibt’s in 1m oder 2m beim Bastelholz im Baumarkt
  • Holzbrettchen: Bastel-Sperrholz 4mm oder 5mm, vorab zurechtgeschnitten
    • 1x Oberseite (10x30cm)
    • 2x lange Seite (30x5cm)
    • 2x kurze Seite (9x5cm) – Materialdicke beachten!
  • Grundplatte: weiches Holz 32x12cm (17-19mm dick) wir haben Reste von"Nut/Feder" Verkleidungsbrettern genommen)
  • Draht: einfach in der Elektro-Abteilung 6mm² Erdungskabel als Meterware (1-1,5m pro Kind) kaufen und diese zuhause mit einem Teppich Messer abisolieren (das ging unerwartet einfach und ist deshalb definitiv die einfachste Variante)
  • Schraub-Öse mit 2cm Durchmesser
  • Express-Holzleim
  • Sticker
  • Filzstifte
  • Werkzeug (siehe Liste am Ende)

Die Schaltung

Gleich vorab: man kann auch ganze Sets im Internet bestellen, die einem mehr oder weniger das auftreiben der Einzelteile abnehmen. Dafür zahlt man dann allerdings wesentlich mehr Geld (denn eigentlich handelts es sich bei LEDs und Co. um Centbeträge) und es hilft einem auch nicht viel weiter. Bei den meisten Bausätzen gibt es zudem folgendes zu bemängeln:

  • oft ist zwar holz mit dabei, dieses ist aber nicht geschnitten und nicht die beste Qualität
  • oft muss die Schaltung mit dem Lötkolben auf Punkten aus Reißbrettstiften gebaut werden (viel zu zeitintensiv für einen Kindergeburtstag)
  • manchmal ist die Schaltung nur so gebaut, dass man ausschließlich während dem berühren des Drahts einen kurzen Effekt (Ton oder rote Lampe) hat.

Zweifelsohne ist die Schaltung der etwas anspruchsvollere Teil, doch hier unsere Idee:

  • die Schaltung wir komplett auf der Basis von (in unserem Falle 3) Lüsterklemmen aufgebaut
  • alles kann mit dem Schraubendreher montiert werden, denn Lötarbeit mit fremden Kindern sollten wir lieber lassen
  • kleine Bauteile wie Transistoren und Wiederstände werden schon vormontiert
  • die Kinder sollen Spaß haben -> also ein schnelles Erfolgserlebnis

Die Schablone

Damit nichts schiefgehen kann haben wir die folgende Schablone erarbeitet:

Schablone
(ein Klick auf das Bild startet den download der PDF-Datei)

Die Schablone kann einfach ausgedrückt, ausgeschnitten und auf die Grundplatte gelegt werden. Anschließend werden die 3 Lüsterklemmen darauf gelegt und von den Kindern festgeschraubt (die Schablone wird darunter eingeklemmt). Es hat eine Weile gedauert, bis wir die richtige Aufteilung der klemmen raus hatten, aber so war die Montage buchstäblich ein Kinderspiel (selbst für 6 jährige). Die Tätigkeit der Kinder beschränkte sich also auf 1. das Abisolieren und Drehen der Kabelenden + 2. das Festschrauben dergleichen in den Lüsterklemmen. Dies war vom Aufwand her genau richtig.

Zur Vorbereitung müssen 3x je eine 6er-Reihe Lüsterklemmen entsprechend der Schablone vorbestückt werden! Die GRAU eingezeichneten Drahtbrücken (3stk), Wiederstände (4stk) und Transistoren (2stk), sowie insgesamt 6 Kabel ("Litze") und der 9V Battarie-Clip an den scharzen Pfeilen werden also vorab festgeschraubt:

Montage

Hierzu sei außerdem gesagt, dass es empfehlenswert ist, die Kabel ("Litze") auch wirklich in den dazugeschriebenen Farben vorzubereiten (und die runden Punkte auf den ausgedruckten Schablonen entsprechend auszumalen), dann kann auch nichts verwechselt werden! Wie erwähnt haben wir die eine Seite der Litze nicht abisoliert, um die Arbeit mit der Abisolierzange den Kindern zu überlassen. Es sollte darauf geachtet werden, dass die Kinder mindestens 12mm der Isolierung entfernen, die Kupferadern dann einmal zwirbeln und anschließend umknicken – so erhält man ein 6mm langes Ende, welches ein wenig dicker und leichter in der Klemme festzuschrauben ist.

Löten (wenn möglich)

Wie auf dem Blatt abgebildet benötigen wir Litze an Schaltern, Tastern und LEDs. Mann kann zumindest diese Bauteile aber auch bereits vorgefertigt kaufen und hat sich dann etwas Arbeit gespart (zu Lasten der korrekten Farben!). Wer das Projekt ganz und gar ohne Lötkolben umsetzen möchte, muss dann allerdings eine alternative Lösung für die Verkabelung von Drahrt + Haltegriff finden. Es ist klar, dass man durch den Einsatz von z.B. einer Schraubklemme oder durch bloßes Umwicklen eine etwas fehleranfälligere Verbindung als bei einer sauberen Lötstelle bekommt. Deshalb empfehlen wir allen, die ein wenig handwerklich versiert sind, lieber einen Lötkolben zu bemühen (nur keine Angst – das ist kein Hexenwerk!). Hierzu noch ein Hinweis: wenn man versucht Litze an solch dicke Kupferdrähte zu löten bekommt man leicht eine sogenannte "kalte Lötstelle"! Das sieht dann aus, als wenn es eine Verbindung gäbe, doch es kommt kein Strom durch. Hier empfehlen wir (um Enttäuschungen zu vermeiden):

  • Die Kupferader mit einem Messer in Form von kleinen ritzen etwas aufzurauen
  • Frisches und vor allem qualitativ hochwertiges Lötzinn zu verwenden
  • Die Verbindungen mittels ‚Multimeter‚ (allein zum nachmessen von Batterien sollte jeder Haushalt eines haben) nachzumessen

Bild

Ansonsten noch 2 weitere Tipps:

  • bei den LEDs bitte unbedingt auf die Polung achten, sonst funktionierts nicht
  • am besten mit etwas Isoband oder Schrumpfschlauch dafür sorgen, dass es zwischen den beiden Pins der Schalter und LEDs keinen Kurzschuss geben kann (es wird am Ende im Kästchen etwas "Kabelgequetsche" geben)

Teileliste für die Schaltung

Für die Schaltung braucht man PRO KIND folgendes:

Werkzeugliste

Wer noch nicht das benötigte Werkzeug hat, der sollte über die Anschaffung folgender Dinge nachdenken (das zahlt sich eigentlich in jedem Haushalt irgendwann aus):

…und wer eine eigene Werkstatt hat, dann kann ja versuchen bei dieser Gelegenheit im "Familienrat" die Anschaffung dieser wirklich empfehlenswerten Standbohrmaschine durchzusetzen 😉

Feedback

Gerade, weil wir uns hiermit so viel Arbeit gemacht haben, würden wir und über ein Feedback von jedem, der es ausprobiert freuen! Vor allem wenn etwas nicht ganz so geklappt hat und ggf. noch ein Hinweis fehlt.

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